Ernährung, Gesundheit und soziale Ordnung
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Food, Place and Pleasure: Essen, Gesundheit und Genuss in den USA der 1970er und 1980er Jahre (Arbeitstitel)

Stefanie Büttner (Universität Erfurt)

„Food is fundamental, fun, frightening, and far-reaching“ - so titelte bereits Paul Rozins Essay im Jahr 1999, in welchem der amerikanische Ernährungspsychologe treffend Forderungen nach einer multiperspektivischen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Essen und Ernährung zusammentrug. Beides kann dabei nicht nur als Gegenstand von Analysen fungieren, sondern eigens und im Feld der Food Studies in weithin programmatischer Weise als analytische Linsen für komplexe und interdisziplinäre Fragestellungen dienen. Eine solche Prämisse strukturiert das vorliegende Projekt. Verflechtungen von Diskursen um Essen, Ernährung, Gesundheit und Genuss in Relation zu essensbezogenen Handlungen und Konsumentscheidungen stecken dabei den breiteren Bezugsrahmen ab, innerhalb dessen das Teilprojekt die Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika der 1970er- und 1980er-Jahre beleuchten möchte. Im Besonderen wird in historischer Perspektive danach gefragt, wo und inwiefern das Genießen von Essen innerhalb dieser Gemengelage seine spezifischen Aushandlungsräume für Zeitgenoss_innen fand. Getragen von einer sehr bedeutungsoffenen Auffassung von Genuss in Verbindung mit der Kategorie Raum soll dies einen Forschungszugriff darstellen, welcher den Blick auf historische Praktiken und Orte, die an Genuss jenseits des Verzehrs von Nahrung und der Assoziation von Lebensmitteln mit besonderem Geschmack gekoppelt werden können, lenkt.

Gerahmt von der Grundannahme, dass heterogene Vorstellungen von Genuss in den 1970er- und 1980er-Jahren über verschiedene Medien rekonstruierbar seien, können diese in ihren Facetten aufgezeigt werden und weiterhin mit anderen Diskursen der Zeit wie etwa den ebenfalls nicht kohärenten Ernährungsvorstellungen oder den zeitgenössisch geführten Debatten um Gesundheit als verwoben wahrgenommen und problematisiert werden. Debatten um den Wert industriell gefertigter und kalorisch verdichteter Nahrungsmittel, um Nachhaltigkeit oder alternative Ernährungsvorschläge wurden verstärkt geführt. Ebenso wie Konsum und individueller Lifestyle als Phänomene der Zeit zu charakterisieren wären, die sich auch auf die Wahrnehmung von Essen und damit verbundener Praktiken in breiteren sozialen Kontexten niederschlugen. Wo und wie darin Genüsse innerhalb einer als gouvernemental erscheinenden und biopolitisch gedachten Gesellschaft der USA der 1970er- und 1980er-Jahre ihren Platz fanden, begleitet das Projekt als übergeordnete Forschungsfrage.

Das Teilprojekt spürt somit Orte als spezifische Genussräume mit diversifizierten, oft vermutlich transgressiven oder „eigensinnigen“ Funktionen auf und möchte diese vor obiger Schablone diskutieren. Ziel ist es, über Auseinandersetzungen der Zeitgenoss_innen mit Lebensmitteln, deren Konsum, Zubereitung oder auch „Inszenierung“ in den darüber hergestellten Räumlichkeiten Momente zu rekonstruieren, die für den Genussbegriff relevante Charakteristika nachvollziehbar und ihn für eine Einordnung in breitere Debatten produktiv machen. Die Herangehensweise ist insoweit diskursanalytisch motiviert, dass mediale Repräsentationen von Genüssen in zeitgenössischen Publikationen analysiert und auf verräumlicht gedachte Phänomene hin befragt werden sollen. In einem weiteren Schritt werden die dadurch ausgemachten Genussräume beispielhaft verfolgt und eingeordnet.

Leitung: Prof. Dr. Jürgen Martschukat 


Stefanie Büttner arbeitete nach ihrem Abschluss als Magistra Artium an der Universität zu Köln in den Fächern Anglo-Amerikanische Geschichte (Hauptfach), Mittlerer und Neuerer Geschichte und Geographie im Januar 2014 als Wissenschaftliche Hilfskraft an der dortigen Abteilung für Anglo-Amerikanische Geschichte und bereitete, gefördert durch ein Promotionsvorbereitungsstipendium der a.r.t.e.s.-Graduate School for the Humanities Cologne, ihr Dissertationsprojekt zur Nordamerikanischen Kulturgeschichte vor. Seit Oktober 2015 promoviert sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbundprojekt „Ernährung, Gesundheit und soziale Ordnung in der Moderne: Deutschland und die USA“ an der Professur für Nordamerikanische Geschichte der Universität Erfurt. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der Kulturgeschichte Nordamerikas (19. und 20. Jahrhundert), der Geschichte des Essens, der Kulturgeschichte des Vergnügens, sowie bei Aspekten der Tourismusgeschichte, und der Raumtheorie.

Website Stefanie Büttner (Universität Erfurt) …

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