Ernährung, Gesundheit und soziale Ordnung
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Ernährung, Übergewicht und Gesundheit in Deutschland und den USA: Eine vergleichende gesundheitswissenschaftliche Analyse

Tae Jun Kim (Universitätsklinikum Eppendorf)

Für die gesundheitswissenschaftliche Analyse des Krankheitsbildes ‚Adipositas‘ hat sich im Rahmen der Sozialepidemiologie zunehmend der Entwurf einer Verursachungshypothese durchgesetzt, die Adipositas unter anderem als ein Resultat deprivierter Lebenslagen konzipiert. Als mögliche Erklärungsfaktoren werden in diesem Zusammenhang Verhaltensweisen sowie das Wissen über Ernährung und Gesundheit ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Letztgenannter wird als Bestandteil einer Gesundheitskompetenz („health literacy“) interpretiert und häufig als ein primäres Ziel von Public Health Interventionen betrachtet. Solche vorwiegend edukativen Maßnahmen orientieren sich im Allgemeinen am Risikofaktorenmodell, d.h. die Ernährung wird als Risikofaktor für unterschiedliche Erkrankungen, vor allem Adipositas dargestellt, indem ein gesundheitsförderliches (richtiges) und ein gesundheitsschädliches (falsches) Verhalten definiert wird. Demgegenüber argumentiert die Selektionshypothese, dass Adipositas auch als “Platzweiser” für bestimmte soziale Positionen fungieren kann, d.h. die soziale Position ist hier nicht Ursache für, sondern Folge von Adipositas.

  1. Anhand eines systematischen Literaturreviews soll das Teilprojekt den gegenwärtigen sozialepidemiologischen Forschungsstand zusammentragen, auf dessen Basis die beiden konkurrierenden Hypothesen (Verursachung vs. Selektion) gegenübergestellt werden. Vor allem soll anhand dieser ‚Studienanalyse‘ untersucht werden, wie sich der Stellenwert von Verursachungs- und Selektionshypothese innerhalb der Public-Health-Forschungen verteilt, um einen Einblick in die momentane Evidenzlage zum Zusammenhang Sozialstatus-Adipositas in den USA und in Deutschland zu erlangen.
  2. Binnen einer zweiten Teilprojektuntersuchung wird eine vergleichende Bevölkerungsumfrage in Deutschland und den USA durchgeführt, in der die Themen Ernährung und Gesundheit im Vordergrund stehen. Speziell sollen hier Einstellungen zu Ernährung/Gesundheit und ihre Relevanz für normative Vorstellungen, moralische Urteile, die eigene Lebensführung sowie auch die Selbst- und Fremdwahrnehmung von Körperlichkeit erhoben werden. Zuletzt soll die Befragung auch untersuchen, inwieweit Einstellungen gegenüber Adipositas wie auch die Stigmatisierung von adipösen Menschen von sozialen Faktoren (z.B. Geschlecht, Sozialstatus, ethnische Zugehörigkeit) abhängig sind…

Tae Jun Kim ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Doktorand am Institut für Soziologie der Universität Hamburg.

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