Ernährung, Gesundheit und soziale Ordnung
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Teilprojekte

Das Gesamtprojekt besteht aus sieben Teilprojekten und drei thematischen und konzeptuellen Rahmungen. Vor dem Hintergrund eines kohärenten Erkenntnis- und Wissenshorizonts verfolgen wir gemeinsame Fragestellungen und verweben fachspezifische Designs, Zugriffsweisen und Materialien in einer integrierten Projektstruktur.

Zwei historische Projekte legen einen Fokus auf die USA, zwei auf Deutschland. Davon befasst sich jeweils ein Teilprojekt mit den Dekaden um die Wende vom 19. zum 20. Jh., als sich die Gesellschaften auf beiden Seiten des Atlantiks in neuartiger Weise dem Körper zuwandten und zugleich eine Verwissenschaftlichung, Professionalisierung und Industrialisierung von Ernährung einsetzte. Hinzu kommen zwei zeithistorische Teilprojekte, eines zu den USA mit einem Akzent auf der neuen Körperlichkeit der 1970er und 80er Jahre und ein zweites, das Ernährung und Gesundheit in den beiden Deutschlands (mit Fokus auf der DDR) zueinander in Beziehung setzt. Die Periodisierung der historischen Projekte erlaubt es also, synchrone Parallelen und Verschränkungen in der Geschichte auf beiden Seiten des Atlantiks herauszuarbeiten, ohne dabei starr an politikhistorischen Zäsuren ausgerichtet zu sein. Die drei gegenwartsbezogenen Teilprojekte nehmen – ebenso wie der Literaturreview – zeitgenössische Einstellungen und Praktiken zu Ernährung und Gesundheit auf jeweils beiden Seiten des Atlantiks in den Blick.

  • Die Karriere der Kalorie. Eine Geschichte des Essens und Messens in den USA der 1860er bis 1930er Jahre

    tp1

    Dr. Nina Mackert (Universität Erfurt) – Das Teilprojekt untersucht das Bestreben moderner Gesellschaften, Essen und Körper mess- und vergleichbar und so das Verhältnis von Ernährung und Gesundheit kalkulierbar zu machen. Im Vordergrund steht die Geschichte der Kalorie. Das Projekt untersucht, wie sich die Kalorie in metabolischen Experimenten und Diätpraktiken etablierte und als Subjektivierungstechnologie entfaltete. mehr

  • Food, Place and Pleasure: Essen, Gesundheit und Genuss in den USA der 1970er und 1980er Jahre (Arbeitstitel)

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    Stefanie Büttner (Universität Erfurt) – Das riesige Angebot an industriell gefertigtem, kalorisch verdichtetem und einfach zuzubereitendem Essen firmiert neben dem so genannten ‚sitzenden Lebensstil‘ als wesentlicher Grund für die Gewichtszunahme weiter Bevölkerungskreise seit den 1970er Jahren. Kritik daran zeigt sich als gekoppelt an zeitgenössische Diskurse um gesunde Lebensweisen und Entwürfe eines fitten Selbst durch Ernährung und Sport. Innerhalb dieses Kontextes wird das Teilprojekt das Spannungsfeld von „Ernährung zwischen Risiko und Selbstbestimmung“ für die US-amerikanische Gesellschaft der 1970er und 1980er Jahre näher beleuchten. mehr

  • Fleischkonsum und Leistungskörper in Deutschland, 1850er bis 1930er Jahre

    Liebigs Fleischextrakt

    Laura-Elena Keck (Universität Leipzig) – In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts formierte sich die – bald international führende – deutsche Ernährungswissenschaft, die neue Ernährungsnormen entwickelte. Eine zentrale Bedeutung kam in den Debatten um den menschlichen Stoffwechsel dem Verzehr von Fleisch zu: Mit seiner Theorie vom tierischen Eiweiß als Quelle der Muskelkraft hatte Justus von Liebig um 1850 den Grundstein für eine Ernährungslehre gelegt, die Fleisch als wichtigsten Energielieferanten propagierte und auch in den folgenden Jahrzehnten kaum an Relevanz verlor. mehr

  • Der ‚Risikofaktor‘ Ernährung – Die Geschichte des Risikofaktorenmodells für Herzkreislauferkrankungen in der DDR und BRD, 1960er bis 1980er Jahre

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    Stefan Offermann (Universität Leipzig) – Im Nachkriegsdeutschland wandelte sich in Ost und West das Verhältnis von Gesundheit und Ernährung. Eine maßgebliche Rolle spielte dabei das in den 1950er Jahren in den USA entwickelte Risikofaktorenmodell, das anhand statistischer Verfahren eine bisher ungekannte Bandbreite an ‚Risikofaktoren‘ für Herzkreislauferkrankungen identifizierte. Das Teilprojekt wird Transfer und Aneignung des US-amerikanischen Risikofaktorenmodells in der DDR in verflechtungsgeschichtlicher Perspektive unter Einbeziehung der BRD untersuchen. mehr

  • ‚Die dicken Amis‘: Ko-Konstruktionen des Nationalen und Natürlichen im deutschen Adipositas-Diskurs der Gegenwart

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    Tanja Robnik (Universität München) – Das Teilprojekt thematisiert Deutungsmuster von Körpergewicht und -form aus intersektionaler und transatlantischer Perspektive. Es fragt nach den alltäglichen Konstruktionen des ‚Eigenen’ versus des ’Anderen’ im deutschen Diskurs zu übergewicht, wo der Topos der ‚dicken Amerikaner’ ein auffälliges Muster ist. mehr

  • Quantified Self: Fitness, Vermessung und technologisierte Selbstverhältnisse

    wearables

    Tristan Dohnt (LMU München) – Das Teilprojekt untersucht Praktiken und Logiken zeitgenössischer technologisierter Selbstbeobachtung, -kontrolle und -optimierung im Bereich von Ernährung, Fitness und Gewicht. Der empirische Fokus liegt auf dem Kontext ‚Quantified Self’ (QS), der qua digitaler Technologie und entsprechender Vergemeinschaftungspraxen neue Formen des Selbstverhältnisses kreiert, die eng mit dem Konzept des ‚Körpers als Rohstoff’ verknüpft sind. mehr

  • Ernährung, Übergewicht und Gesundheit in Deutschland und den USA: Eine vergleichende gesundheitswissenschaftliche Analyse

    adipositas

    Tae Jun Kim (Universitätsklinikum Eppendorf) – Für die gesundheitswissenschaftliche Analyse des Krankheitsbildes ‚Adipositas‘ hat sich im Rahmen der Sozialepidemiologie zunehmend der Entwurf einer Verursachungshypothese durchgesetzt, die Adipositas unter anderem als ein Resultat deprivierter Lebenslagen konzipiert. Als mögliche Erklärungsfaktoren werden in diesem Zusammenhang Verhaltensweisen sowie das Wissen über Ernährung und Gesundheit ein hoher Stellenwert zugeschrieben. mehr

  • Forschungsprofessur: Geschichte der Fitness

    excercises

    Prof. Dr. Jürgen Martschukat, (Universität Erfurt) – Essen und Ernährung sind eingebettet in ein Feld vieler weiterer Praktiken, die auf die Herstellung, Pflege und den Ausweis von Gesundheit und Leitungsfähigkeit ausgerichtet sind und in dem Konzept der „Fitness“ gebündelt werden können. Zur Rahmung des Gesamtprojekts soll eine „Geschichte der Fitness vom 19. Jh. bis zur Gegenwart“ beitragen. mehr